»Die Volkswirtschaftslehre ist die wohl einzige Wissenschaft, die keine empirische Grundlagenforschung und keine Theoriediskussion kennt, und die daher bislang noch immer keine belastbaren, fundierten und in sich konsistenten Thesen, Definitionen und Axiome ausbilden konnte.« In seinen einleitenden Worten macht Daniel Weißbrodt bereits das ganze Dilemma der Disziplin klar – und offenbart die Stoßrichtung seines Buchs: Er will die Volkswirtschaftslehre (VWL) nicht auf eine solide Basis stellen, sondern grundlegend erschüttern.

Er nimmt die Grundannahmen der VWL auseinander, klopft ihre zentralen Begriffe diskursanalytisch ab und reibt sich den wissenschaftstheoretisch geschulten Kopf. Wie kann eine Wissenschaft, die ja das reale Leben da draußen erfassen soll, derart nichtempirisch arbeiten? Die VWL baut aus unbewiesenen Annahmen ein Gedankengebäude, von dem aus sie Ratschläge für die Welt ableitet. Das nennt man dogmatisch. Kein Wunder, dass Ökonomen regelmäßig überrascht werden von der Krisenhaftigkeit der Märkte.

Letztlich, so der Schluss im Buch, ist die VWL in ihrer derzeitigen Form unwissenschaftlich und ideologisch. Das wäre an sich schon ein Eklat, ist aber um so problematischer, als die Wirtschaftswissenschaft in der Politik- und Unternehmensberatung höchst wirksam ist. Diese Kritik wird aber die meisten VWLer nicht stören, denn an interdisziplinärem Austausch seien sie sowieso nicht interessiert. So wird das interessante, scharf argumentierende Buch die eigentliche Zielgruppe nicht erreichen. Für alle anderen ist es ein Erkenntnisgewinn. Und sie werden vielleicht skeptischer zuhören, wenn wieder von »scheuen Märkten« etc. die Rede ist oder Wirtschaftswachstum zur ehernen Regel erklärt wird.