2. Einkommensverteilung – gegenwärtig und in einer Grundeinkommensgesellschaft
Das Nationaleinkommen verteilt sich auf 30 Prozent Unternehmensgewinne sowie Kapitaleinkommen und auf 70 Prozent Einkommen für bezahlte Arbeit.
Die Einkommen sind sehr ungleich verteilt, und nach Steuern und Sozialabgaben ergibt sich eine Verteilung der Nettoeinkommen wie rechts im Bild.
Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen in Höhe von 60 Prozent des Medianeinkommens gäbe es – wie
links im Bild zu sehen – sowohl keine existenzielle als auch keine relative Armut (Armutsgefährdungsgrenze = 60 Prozent des Medianeinkommens,
Armut = 50 Prozent des Medianeinkommens) mehr.
Es wäre eine Umverteilung von 1.200 Milliarden Euro notwendig, also von einem Drittel des
BIP, in der Folge würde das Medianeinkommen von 1.660 auf 1.895 EUR steigen, und der
Anteil des ärmsten Zehntels (Dezils) der Bevölkerung würde sich von 3,7 auf 5,6 Prozent des
Nationaleinkommens erhöhen.
Die unteren vier Einkommensfünftel hätten in einer solchen nivellierten Grundeinkommensgesellschaft im Schnitt pro Kopf und Monat ca. 300 EUR mehr – die
Ärmeren mehr, die mittleren Schichten weniger – zur Verfügung, für das 9. Dezil änderte sich nichts, und lediglich die oberen zehn Prozent – also ab einem Nettoeinkommen von 3.500
EUR als Single – hätten entsprechend weniger zur Verfügung. Ihr Anteil am Nationaleinkommen würde sich deutlich von heute 23,1 Prozent auf nur noch 16,5 Prozent des Nationaleinkommens verringern, sie
würden aber gleichwohl nicht verarmen, und das obere Einkommensdrittel würde noch immer 2/3 des Nationaleinkommens auf sich vereinen.
Möglich wäre eine solche Umverteilung durch ein deutlich progressiveres Steuersystem, das
zudem auch Kapitaleinkommen gleich besteuert wie Arbeitseinkommen.
Ein historisches Beispiel
Die Weltwirtschaftskrise von 1929 führte in Europa mit der ihr folgenden Sparpolitik zu einem starken Anstieg der Armut und zu gesellschaftlichen Unruhen, zum Erstarken radikaler Kräfte und
schließlich zur Herrschaft des Nationalsozialismus und zum Zweiten Weltkrieg.
In den USA hingegen sah die Entwicklung anders aus. Neben einem Ausbau des Sozialstaats und Hilfen für die Ärmsten wurde der Spitzensteuersatz 1933
auf über 60 % angehoben, und von 1941 bis 1964 galt durchgängig ein Spitzensteuersatz von 90, teilweise sogar 91 Prozent. Erstmals nach einem halben Jahrhundert wurde er 1983 wieder auf unter 60
Prozent gesenkt.
In der Folge sank ab den 1930er Jahren der Anteil der einkommensstärksten Schichten am Nationaleinkommen, der der unteren Schichten stieg deutlich an, und die Armut verringerte sich
spürbar.
Noch in den 1920ern erstarkten auch in Amerika – nicht anders als in Europa – die
Kommunisten, aber auch nationalistische und selbst nationalsozialistische Kräfte hatten starken Zulauf. Doch mit dem New Deal endete diese Phase. Doch nicht nur das, auch ging die Ära des
Mafiakapitalismus Al Capones – der, weil ihm keine anderes seiner zahlreichen Verbrechen nachgewiesen werden konnte, schließlich wegen Steuervergehen verurteilt wurde und im Gefängnis landete – und
Lucky Lucianos zu Ende, der Mehrheit der Amerikaner gelang der Aufstieg in die Mittelschicht, die USA stiegen zur ökonomischen, politischen und kulturellen Supermacht auf, und es folgte das goldene
Zeitalter des amerikanischen Traums.
3. Das BGE
Ein Bedingungsloses Grundeinkommen ist
- bedingungslos (d.h., es ist an keine Verpflichtungen geknüpft)
- bedarfsdeckend (in Höhe von wenigstens 50, besser 60 Prozent des Medianeinkommens)
- individuell (es ist kein Haushalts-, Familien- oder Bedarfsgemeinschaftseinkommen)
- allgemein (alle Menschen im Land bekommen es, auch Milliardäre)
Meist wird für Kinder der halbe Satz als angemessen angesehen, und er könnte
sinnvollerweise gestaffelt werden. Bei 1.200 EUR Grundeinkommen bekämen Kinder bis 6
Jahre entsprechend 300 Euro, von 6 bis 12 Jahren wären es 600, und von 12 bis 18 Jahren
900 EUR monatlich.